Zahlreiche Themen, die aktuell im Handwerk diskutiert werden, standen auf der Tagesordnung der diesjährigen Jahreshauptversammlung und dem anschließenden Sommerempfang der Kreishandwerkerschaft Nürnberg Stadt und Land. Delegierte aus 21 Mitgliedsinnungen waren der Einladung zur Versammlung gefolgt. Kreishandwerksmeister Achim Hanisch warf zunächst einen Blick auf die Entwicklungen rund um die geplante Strompreisbremse und die Anhebung des Mindestlohns. Er warnte davor, das Vertrauen in die Qualität des Handwerks und die hohen Standards in Deutschland – nicht zuletzt verbunden mit dem Label „Made in Germany“ – zu verspielen. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass unsere Belange im politischen Kontext noch stärker zu Gehör gebracht und berücksichtigt werden“, so sein eindringlicher Appell an die Anwesenden.
Dirk Helmbrecht, der Vorstandsvorsitzende der VR TeilhaberBank, rief trotz der weiterhin angespannten Konjunktur zu Optimismus auf. Er betonte die guten Chancen für Deutschland, die das von der Bundesregierung beschlossene Investitionspaket böte. Außerdem stellte der Chef der Genossenschaftsbank, zu deren Kundschaft auch viele Handwerksbetriebe zählen, eine Initiative für ein regionales Handwerker-Netzwerk in Aussicht.
Zu Gast bei der Kreishandwerkerschaft waren Dr. Rainer-Johannes Wolf, der designierte Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken, und Stefanie Kurz, die ab August 2025 ebenfalls in die Geschäftsführung der HWK eintritt. Nach einer kompakten Vorstellung ging Dr. Wolf auf die aktuelle Lage im mittelfränkischen Handwerk ein. Auch er betonte die positiven Aussichten für die kommenden Quartale. Im Namen der Handwerkskammer für Mittelfranken bedankte er sich überdies für das Engagement der Kreishandwerkerschaft und der Betriebe als „Teil der Lösung vieler aktueller Herausforderungen wie Bürokratieabbau, Fachkräftemangel und Nachwuchsgewinnung im Handwerk“.
Dr. Wolf beendete seine Ausführungen mit dem Aufruf, sich mit Anliegen jederzeit an ihn und die Geschäftsführung der Handwerkskammer zu wenden: „Geben Sie uns die Chance, Ihre Stimme zu sein!“. Achim Hanisch nahm das Angebot für eine engere Zusammenarbeit gerne an, trotz teils unterschiedlicher Perspektiven beider Interessenvertretungen: „Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, können wir tragfähige Kompromisse finden, wenn wir Ideologien überwinden“.
Bei der Nachwahl des Vorstands konnte Julian Schuster, Geschäftsführer des Rollladen- und Sonnenschutzbetriebs Stahl in Hilpoltstein in fünfter Generation, die Delegierten als neuer stellvertretender Kreishandwerksmeister überzeugen. Christian Pickelmann, Schreiner aus Pommelsbrunn bei Hersbruck und seit neun Jahren als Obermeister der Schreiner-Innung Nürnberger Land aktiv, wird zukünftig als Mitglied des Vorstands die Geschicke der KHW mitgestalten.
Nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste des Sommerempfangs aus Stadtgesellschaft, Politik und Wirtschaft durch Achim Hanisch und Dirk Helmbrecht hatte der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Marcus König, das Wort. In seiner Rede verkündete er den baldigen Abschluss eines Projekts, das die Kreishandwerkerschaft bereits seit vielen Jahren fordert und vorantreibt:
Der überregionale Handwerkerausweis wird voraussichtlich ab Januar 2026 zunächst in Nürnberg, Fürth und Erlangen eingeführt. Er soll zukünftig deutliche Erleichterungen für die Parksituation vor Ort bringen. Auch eine Mitnutzung von Anwohnerparkplätzen ist derzeit im Gespräch.
In seinem Gastvortrag gab Dipl.-Ing. Bernd Geisler, der Präsident des Landesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) in Nürnberg, einen Einblick in die aktuelle Lage der Cybersicherheit auf Bundesebene und in Bayern. So läge der wirtschaftliche Schaden durch Cyberangriffe in Deutschland im Jahr 2024 bei einer Gesamtsumme von 266 Milliarden Euro. „Bei den sogenannten Ransomware-Vorfällen liegt Deutschland heute im weltweiten Vergleich auf dem zweiten Platz hinter den Vereinigten Staaten, ausnahmslos alle Branchen sind von Attacken betroffen“, erklärte der Chef des LSI.
Bernd Geisler machte allerdings auch Mut, das Thema Cybersicherheit im eigenen Betrieb anzugehen und sich so frühzeitig gegen potenzielle Angriffe aus dem Netz zu wappnen. Zudem zeigte er einige Beispiele von Angriffen, die deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hatten, und ging auf die Ursachen von unzureichender IT-Sicherheit ein. Er betonte, dass ein Zusammenspiel aus Prävention, Monitoring, Erkennung von Angreifern und geeigneten Plänen für den Notfall für eine sichere digitale Umgebung im Betrieb entscheidend sei.
So seien etwa die Nutzung von Passwörtern mit mindestens 17 Zeichen und die Multi-Faktor-Authentifizierung erste wichtige Schritte, um es Angreifern deutlich schwerer zu machen.
Nach dem offiziellen Programm klang der Abend für die Delegierten aus den Innungen und die Ehrengäste des Sommerempfangs bei einem kulinarischen Get-together aus. Vor der beeindruckenden Kulisse der Nürnberger Altstadt und der nördlichen Frankenalb fanden viele angeregte Gespräche statt. Unter den Gästen fanden sich unter anderem Torsten Brehm, Stadtkämmerer der Stadt Nürnberg, Britta Walthelm, städtische Referentin für Umwelt und Gesundheit, Andreas Krieglstein, Fraktionsvorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion und dessen Stellvertreter Kilian Sandner. Dr. Günther Beckstein, ehemaliger bayerischer Ministerpräsident mit enger Verbindung zum Handwerk, war der Einladung der KHW ebenfalls gefolgt.
Bild oben:
Kreishandwerksmeister Achim Hanisch, Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, KHW-Geschäftsführerin Manuela Wohlert und Dirk Helmbrecht, Vorstandsvorsitzender der VR TeilhaberBank (von links nach rechts) © KHW Nürnberg